25.11.2012 Frankfurt

Auftakt
Frankfurt 2012: los geht´s !

Artikel aus der K(r)ampfader 2012:

Frankfurt war am Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen Treffpunkt für ein bundesweites Aktionswochenende.
Die Auftaktveranstaltung in der Frankfurter Frauenschule am Freitag, den 23.11., fand mit
Christa Wichterich statt, die mit ihrem Vortrag "Hat die Krise ein Geschlecht?" eine klare feministische Ökonomiekritik an den internationalen, patriarchalen Ausbeutungsverhältnissen formulierte. Eine Ausstellung über die Lebensbedingungen und Wege von AsylbewerberInnen wurde ebenfalls an diesem Abend eröffnet.

Zentraler Aktionsort am 24.11. war zum einen ‚Die Börse’ und die ‚KonsumMeile’ in der Innenstadt.
 

Denn ökonomische Gewalt hat viele Gesichter!
Die Börse ist eines davon. Dieser Ort ist ein Symbol für einen Kapitalismus, der mit ‚Bär und Stier’ dargestellt wird und naturhaft erscheinen soll. Er beruht aber u.a. auf der gnadenlosen Ausbeutung, Zurichtung von Frauen und Mädchen wie auch der gegen sie ausgeübten Gewalt. Kapitalismus und Patriarchat stehen für die grenzenlose Ausbeutung von Ressourcen und für einen Fortschrittswahn, der auch mit militärischer Gewalt durchgesetzt wird. ‚Bär und Stier’ wurden verhüllt und die Frage nach einem Glück, das jenseits ökonomisch definierter Grenzen, auftaucht mit einem bunten ‚Glücksrad’ herausgefordert. Lautstark, bunt und präsent wurde der Platz vor der Börse besetzt.

Gewalt gegen Frauen
Am Nachmittag fand ein interaktives Straßentheater zu Gewalt gegen Frauen statt, an dem sich auch Passantinnen beteiligten und ein Recht auf Gegenwehr, auf ein ‚Nein’, auf Selbstbestimmung forderten.

Vor der Russischen Botschaft wurde abends die Freilassung der „Pussy Riots“ gefordert und am Sonntagmorgen vor dem Dom gegen politische Einflussnahme und die Macht der Kirche auch in Deutschland demonstriert und für „die feministische Revolution gebetet“.

Verteilung von Arbeit und Ressourcen

Wir wissen, dass private Pflegearbeiten zu 80% Frauensache sind. Die geringere Beteiligung an den Haus-, Erziehungs- und Pflegearbeiten ändert sich auch dann nicht wesentlich, wenn Männer mit berufstätigen Frauen zusammenleben.

Wir wissen, dass die Gehälter der Lohnarbeit geschlechtsspezifisch ausbezahlt werden. So wird in der BRD jährlich zum ‚Equal Payday’ festgestellt, dass die Differenz bei gleicher Arbeit weiterhin ca. 23% beträgt.

Wir wissen, dass die Arbeit von Frauen nicht wertgeschätzt wird und schlecht oder gar nicht bezahlt wird. 2/3 der Arbeit weltweit erledigen Frauen, sie erhalten aber nur 10% der Einnahmen. Die Kontrolle über Wissen und dem Zugang dazu, ist eine wichtige Bedingung für stabile Machtverhältnisse. Kein Wunder, dass nach wie vor der Zugang zu Bildung und damit auch zu einer Ausbildung den meisten Frauen verwehrt ist. Zwei Drittel aller AnalphabetInnen weltweit sind Frauen: ca. 530 Millionen.
Die aktuelle ‚Wirtschafts- und Finanzkrise’ ist nicht nur eine ‚Krise des europäischen Systems‘. Aufgrund der globalen ökonomischen Struktur und Machtverhältnissen, sind auch Länder des globalen Südens massiv von der ‚Krise’ betroffen – und besonders Frauen. Wir wissen, dass nur 1% des globalen Gesamtvermögens Frauen gehört. Zwei Drittel aller Frauen leben von weniger als 1 Dollar pro Tag. In den sogenannten ‚Entwicklungsländern’ produzieren Frauen heute zwischen 60 und 80% der gesamten Nahrung. Trotz ihrer tragenden Rolle bei der Ernährungssicherung sind Frauen weltweit am stärksten von Hunger betroffen. Fast eine halbe Milliarde Frauen, die als Kleinbäuerinnen und Arbeiterinnen arbeiten, haben keinen Grundbesitz. Banken haben vor allem Frauen für Mikrokredite geworben. In Bangladesch haben 30 Millionen Frauen zusammen 2.4 Milliarden Euro Schulden. Die Zinsen betragen bis zu 30 % - für viele bedeutet dies wieder Überschuldung, Elend, Abhängigkeit, Entzug der Lebensgrundlage. Wir wissen all dies und es reicht! Es ist genug!! Wir wissen, es reicht nicht feministisch zu denken und zu fühlen, es gilt zu handeln. Kapitalismus bedeutet Ausbeutung ohne Einschränkung. Ausgebeutet werden Ressourcen der Natur, Tiere, Menschen und vor allem Frauen. Hauptsache, der Profit stimmt.

Frauenhandel und Prostitution
Wir wissen, dass der Handel mit Frauen ein weltweites Geschäft ist. Schätzungen sprechen von 4 Millionen Frauen und Mädchen, die weltweit jährlich zum Zweck der Heirat, der Prostitution oder der Sklaverei ver- bzw. gekauft werden. Jedes Jahr werden ungefähr 2 Millionen Mädchen zwischen 5 und 15 Jahren zur Prostitution gezwungen. Frauen werden als Besitz betrachtet. Weltweit sind Mädchen und Frauen Opfer von Übergriffen und Gewalt. Einer Studie zufolge vom Bundesfamilienministerium wurde jede 7. Frau im Erwachsenenalter mindestens einmal vergewaltigt – nur knapp 15% der Täter waren Unbekannte.

Kapitalismus und Patriarchat töten.
Abschaffung von Kapitalismus.
Abschaffung von Patriarchat.
Keine Gewalt gegen Frauen.
Ökonomisches Roulett?
Nicht mit Frauen!!!